Donnerstag, 25. Februar 2010
4500% Umsatzminus
An sich ist die Gegebenheit nichts Besonderes, sondern etwas, was viele von uns oft machen, manche nur alle paar Wochen, manche mehrmals in der Woche, andere sogar mehrmals am Tag. Wovon ich hier schreibe? Tanken - oder was dachten Sie denn? In Zeiten, in denen wir uns immer öfter dem 82er Markus´ Ich-will-Spaß-Benzinpreis annähern, gehöre ich zwar zu den glücklichen, bei denen das nicht regelmäßig vorkommt, aber gestern war es dann doch so, dass ich um sechs Uhr morgens den Rüssel tief in den Abgrund steckte und nachdem ich aus Köln wieder da war, direkt zum Wiederholungstäter wurde.

Was mich wunderte, war die Preisdifferenz von 1,19 € morgens auf 1,11 € abends innerhalb von 14 Stunden. Den ganzen Tag offline fragte ich mich natürlich sofort, was denn passiert ist. Wurde ein großes Ölvorkommen bei den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 entdeckt? Immerhin würde das Projekt dann nicht mit den zu erwartenden und sich bestimmt noch erhöhenden Milliardenminus abschließen.

Oder war es doch ein deflationärer Einbruch an den Energiebörsen? Endlich hat das Frauenhofer Institut nach dem MP3-Verfahren eine Methode entdeckt, wie wir uns selber komprimieren und per E-Mail verschicken können - die Reisekosten fallen in den Keller.

Was auch immer der Anlass zu solchen Preissprüngen ist, über sieben Prozent in 14 Stunden macht auf das Jahr hochgerechnet knapp über 4500 Prozent. Vergessen Sie also Ihre Anlagen auf den Kaimans, verzichten Sie auf die Selbstanzeige auf Grund der schweizerischen Steuer-CD, setzen Sie auf fallende Kurse im Dieselsektor. Spekulieren Sie mit dem Spritvorrat der Tanke Ihres Vertrauens und verkaufen Sie die Derivate dazu direkt auf der Straße davor und handeln Sie mit dem Benzin Ihrer Mitmenschen auch wenn Sie selber gar kein Auto haben.

Was es auch für wirtschaftlich fundierte Gründe waren, dass sich Herr Agip dazu entschlossen hat, dem Derivatenhandel derart Vorschub zu leisten, sehr schön fand ich die Unterstützung aus der Nachbarschaft in einer so schweren Stunde. Herr Brok und Herr Kalkoffen entschlossen sich spontan dazu, die gleichen, wirtschaftlich fundierten Probleme zu haben und die Talfahrt mitzumachen. Sehr kollegial vom Vorsitzenden der Aral AG und der Esso Deutschland GmbH.

In einem Bereich, auf den wir alle angewiesen sind, dem Energiemarkt egal für welche Energie herrschen Gesetze, die wir Normalsterbliche nicht verstehen können. Wirtschaftlich fundiert sind die Preisänderungen aber auf jeden Fall, zumindest unter dem Prinzip der Gewinnopti- und maximierung der Konzerne.

Über dreihundert Mitarbeiter sind in Bonn in der Kaiser-Friedrichstraße 16 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beschäftigt. Diese beschäftigen sich nun leider nicht mit den wirtschaftlichen Hintergründen des Handelns des Herrn Busà, als Geschäftsführer der Agip Deutschland GmbH der Not leidende Nachbar – Sie erinnern sich?. Sollten sie aber, denn dort sitzt unser Bundeskartellamt.

Unter dem Punkt „Missbrauchsaufsicht“ finden wir „… zu den Aufgaben des Bundeskartellamtes … gehört neben Fusionskontrolle, Missbrauchsaufsicht über die marktbeherrschenden Unternehmen.“ In seiner Eigenschaft als Präsident des Bundeskartellamtes werde ich Herrn Mundt doch einmal dazu befragen müssen, warum er die willkürliche Preisgestaltung der marktbeherrschenden Energiekonzerne nicht verfolgen lässt.

Da stelle ich mir doch die Frage, warum gibt es eigentlich nur eine Kartellbehörde?

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